Der Scharfenturm (heute zumeist „Scharfer Turm“ genannt) bildete den südöstlichen Eckpunkt der Stadtbefestigung von Rhens, die unter Erzbischof Friedrich III. von Köln (1370-1414) errichtet worden ist. Als massiver Rundturm ausgeführt, dominiert das Gebäude das Rheinufer. Im Inneren befinden sich über dem Sockelgeschoss zwei weitere Geschosse und die abschließende Wehrplattform, die durch eine innenliegende Wendeltreppe verbunden sind. Zwei Aborterker verweisen auf die Wohnqualitäten des 1904 und 1985/86 sanierten Turms.
In der Zeit um 1420 schrieb der Geistliche Jakob von Soest (um 1360 – 1438/40) in seiner „Chronik der kölnischen Bischöfe“, Erzbischof Friedrich III. von Köln habe „ das Dorf Rhens mit einer sehr schönen Mauer umgeben lassen“. Dies ist der erste und entscheidende Hinweis für die Befestigung von Rhens mit einer Stadtmauer, die, legt man demzufolge den Episkopat Erzbischof Friedrichs III. als Datierung zugrunde, in der Zeit zwischen 1370 und 1414 errichtet worden sein muss. Noch genauer will es ein viel zitierter, namentlich unbekannter Verfasser einer weiteren Chronik wissen, der den Baubeginn auf 1396 festlegt und bis zur Fertigstellung 28 Jahre (also bis 1424) vergehen lässt. Seine Chronik stammt allerdings erst aus dem 18. Jahrhundert und ist nicht nur wegen des großen zeitlichen Abstandes wenig glaubhaft. Nimmt man hinzu, dass in einer Urkunde aus dem Jahr 1401 erstmals ein Tor (= Stadttor) erwähnt wird, dann ergibt sich eine Datierung des Stadtmauerbaus in die Zeit zwischen 1370 und 1400.
Nach Ende der Baumaßnahmen besaß Rhens eine fast 1100 m lange, annäherungsweise quadratische Mauer, deren Regelmäßigkeit lediglich auf der Bergseite aufgegeben und an das Gelände angepasst werden musste. Drei der vier Abschnitte nahmen jeweils ein von einem massiven Turm überragtes Tor (Koblenzer Tor im Norden, Viehtor im Westen, Kirchtor im Süden) in sich auf, während die Rheinseite mit Rheintor und Hinterer Rheinpforte Rheinpforte sogar zwei Zugänge besaß. In ganz ähnlicher Weise übernahm im Norden, Süden und Westen etwa in der Mitte des Mauerabschnitts ein halbrunder Schalenturm zusätzliche Sicherungsfunktionen, flankiert durch kleine Aufsatztürmchen. An allen vier Ecken standen dreiviertel- oder vollrunde Ecktürme, von denen drei noch in unterschiedlicher Qualität erhalten sind.
Der an der Südostecke der neuen Stadtbefestigung errichtete Scharfenturm, dessen Name bis heute nicht überzeugend erklärt werden kann, dominiert nach der Zerstörung der einst noch höheren Türme über Koblenzer Tor, Viehtor und Kirchtor heute den Mauerverlauf und die Rheinfront von Rhens. Nur wenige Details aus seiner Geschichte sind bisher bekannt geworden. 1615 verrichtete lediglich ein Turmwächter seinen Dienst in dem Gebäude, das zu dieser Zeit während der berüchtigten Rhenser Hexenprozesse auch als Gefängnis benutzt wurde. Die ansonsten großflächigen, zweifellos im Anschluss an den expliziten Entfestigungsbefehl des französischen Kriegsministers Louvois vom 30. November 1688 vorgenommenen Zerstörungen der Stadtmauer überstand der massive Turm vergleichsweise gut.
Im 20. Jahrhundert erhielt der Scharfenturm schließlich nach zwei umfangreichen Sanierungskampagnen sein heutiges Aussehen: Um das Gebäude für die Besucher des benachbarten Hotels Königsstuhl als Aussichtspunkt zugänglich zu machen, wurden 1904 neben einer allgemeinen Sicherung der schadhaften Mauerflächen zunächst das eingestürzte Gewölbe des Mittelgeschosses erneuert und das Innere des Treppenturms mit seiner Wendeltreppe entschuttet und ausgebessert. Das – damals offene – Obergeschoss bekam eine Betondecke. Im Rahmen einer weiteren umfassenden Instandsetzungsmaßnahme 1985/86 wurden schließlich neue Zwischendecken eingezogen und die Außenseiten des Mauerwerks komplett neu verfugt, wobei leider die letzten originalen Putzreste verloren gingen.
Seit 1998 hat die Kaiser Ruprecht Bruderschaft zu Rhens den Scharfenturm von der Stadt Rhens als Eigentümerin dauerhaft gemietet. Regelmäßig, aber auch nach Vereinbarung, öffnet sie das imposante Bauwerk für das interessierte Publikum und veranstaltet Führungen zu Geschichte und Architektur.
Der 23 m hohe, mit Ausnahme der Tor- und Fenstergewände in Bruchsteinmauerwerk errichtete Rundturm mit einem Durchmesser von zehn Metern erhebt sich mit einer geringfügigen Anböschung im Sockelbereich dominant an der Südostecke der Rhenser Stadtbefestigung in unmittelbarer Nähe zum Rhein. Ursprünglich wie heute nur über die von Westen auf ihn zulaufende Stadtmauer erreichbar, zeigt er auf seiner Außenseite vergleichsweise wenige Öffnungen. Diese Öffnungen – mit Ausnahme eines Lichtschlitzes im Sockelgeschoss und der Zugangstür im Erdgeschoss – nahmen jeweils vier rechteckig gefasste Fenster in Mittel- und Obergeschoss nebst jeweils einem Aborterker in sich auf. Hinzu kamen zwei Fenster im rückwärtig angesetzten Treppenturm. Der obere Abschluss des Gebäudes ist nach Verfall und Aufmauerungen 1904 und 1985/86 nicht mehr vollständig zu erkennen; eine von Wilhelm Dilich in seiner Zeichnung angedeutete architektonische Hervorhebung des Obergeschosses durch einen außen rundum verlaufenden Bogenfries lässt sich nicht verifizieren. Wie Druckgrafiken des 19. Jahrhunderts und alte Photographien belegen, war das Mauerwerk ursprünglich verputzt.
Im Inneren zeigt der massive Turm mit Mauerstärken von 3,80 m (Sockelgeschoss) und 2,70 m (Mittelgeschoss) drei Geschosse mit darüber abschließender Wehrplattform. Das hohe tonnengewölbte, heute durch einen modernen Durchbruch zu betretende Unter- oder Sockelgeschoss war ehedem nur mittels einer nahezu quadratischen Öffnung im Boden des darüber liegenden Mittelgeschosses zugänglich. Für eine geringe Beleuchtung sorgte ein enger, auf Deckenhöhe eingefügter Lichtschlitz.
Darüber liegt das mittlere der drei Geschosse, das noch die originale Eingangssituation vorzeigt: Die Zuwegung verläuft über die aus westlicher Richtung vom Kirchtor auf den Turm zulaufende, hier stark sanierte Stadtmauer bis zum Portal, hinter dem sich nach einem kurzen Gang ein kreisrunder Raum öffnet. Dessen sich über nur schwachen Graten aufspannendes, jedoch beeindruckend hohes Gewölbe mit einer Höhe von mehr als fünf Metern war zu unbekannter Zeit eingestürzt, bevor es 1904 und nochmals 1985/86 erneuert wurde. Vier Nischen nehmen kleine, rechteckige Fenster in sich auf, wobei die vierte Nische wegen der zu großen Nähe zum benachbarten Aborterker abgeschrägt werden musste und daher statt des zu erwartenden Fensters nur noch eine winzige Öffnung zuließ.
Mittelgeschoss und Obergeschoss sind durch eine rechtsdrehende Wendeltreppe verbunden, deren Zugang unmittelbar hinter dem Eingangsportal liegt. Zur Aufnahme dieser Treppenkonstruktion wurde von vornherein – ablesbar an den fehlenden Baufugen – ein aus der runden Mauerflucht des Turms für gut einen Meter vorspringender viereckiger Anbau mit zwei Fenstern zur Beleuchtung geschaffen, der bis zur Wehrplattform führt. Nach wenigen Stufen erlaubt die Treppe linker Hand den Zugang zu einem abgewinkelten Aborterker mit heute deutlich verkleinerter Öffnung nach außen.
Das gleichfalls kreisrunde Obergeschoss weist ebenfalls vier Fensternischen auf, die allerdings deutlich geschickter platziert worden sind. Hinzu tritt ein in gerader Linie durch die Mauerstärke geführter Aborterker mit wiederum verkleinerter Öffnung, von dem auf der Außenseite noch beide Kragsteine erhalten sind. Die Raumsituation ist insbesondere durch die umfassenden Sanierungsmaßnahmen von 1904 und 1985/86 verunklart worden, als das Geschoss jeweils eine neue Betondecke erhielt.
Glaubt man den Darstellungen Wilhelm Dilichs vom Beginn des 17. Jahrhunderts, dann bildete eine Wehrplattform ohne Bedachung den oberen Abschluss des Scharfenturms. Die wenigen noch originalen Befunde in diesem Bereich lassen nur erkennen, dass die Wendeltreppe vom Obergeschoss ausgehend tatsächlich noch bis hierhin führte; ansonsten ist die heutige Plattform das bauliche Ergebnis der Sanierungsmaßnahmen von 1904 und 1985/86.
[Edmund] Renard, Rhens (Kreis Coblenz-Land). Instandsetzung des Scharfenturmes, in: Berichte über die Tätigkeit der Provinzialkommission für die Denkmalpflege in der Rheinprovinz und der Provinzialmuseen zu Bonn und Trier 10, 1905 (ersch. 1906), S. 24f.
Alexander Ritter, Zur Topographie der Stadt Rhens in der Frühen Neuzeit, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 28, 2002, S. 47-75, hier S. 54-58.
Alexander Thon u. Edgar Vogel, Die Stadtbefestigung von Rhens am Rhein (Veröffentlichungen d. Kaiser Ruprecht Bruderschaft zur Pflege des Andenkens an den Königsstuhl zu Rhens und deutscher Geschichte, Bd. 2), erscheint voraussichtlich 2024.
Der Scharfenturm bildet den südöstlichen Eckpunkt der spätmittelalterlichen Stadtbefestigung von Rhens. Er befindet sich am Südostende der heutigen Altstadt von Rhens in unmittelbarer Nähe zum Rheinufer.
Sie erreichen den Turm über die linksrheinisch von Boppard nach Koblenz führende Bundesstraße 9, welche die Stadt Rhens bergseitig umgeht.
Aus nördlicher Richtung (Koblenz/Koblenz-Stolzenfels) kommend, passieren Sie zunächst rechtsseitig die Ausfahrt „Rhens“ und nach weiteren 1.000 m linker Hand die Ausfahrt auf die Landesstraße 208 in Richtung „A 61 / Rhens / Waldesch“. 950 m danach erreichen Sie den Rhenser Kreisel, den Sie über die dritte Ausfahrt (Rhens-Zentrum) verlassen. Der sich anschließenden Mainzer Straße folgen Sie für 500 m und biegen dann nach rechts in die Bahnhofstraße in Richtung Bahnhof Rhens ab, den Sie nach weiteren 150 m erreichen. In der unmittelbar vor dem Bahnhof verlaufenden Straße Am Rhein nutzen Sie einen der zahlreichen Parkplätze und laufen zu Fuß die nach Norden führende, breite Fahrstraße bergab. Unmittelbar nach Unterquerung der Bahntrasse befindet sich auf der linken Seite das Eingangstor zum Scharfenturm.
Aus südlicher Richtung (Boppard/Brey) anfahrend, fahren Sie zunächst im Rhenser Gewerbegebiet in den dortigen Kreisel, den Sie über die erste Ausfahrt (Rhens-Zentrum) verlassen. Der sich anschließenden Mainzer Straße folgen Sie für 500 m und biegen dann nach rechts in die Bahnhofstraße in Richtung Bahnhof Rhens ab, den Sie nach weiteren 150 m erreichen. In der unmittelbar vor dem Bahnhof verlaufenden Straße Am Rhein nutzen Sie einen der zahlreichen Parkplätze und laufen zu Fuß die nach Norden führende, breite Fahrstraße bergab. Unmittelbar nach Unterquerung der Bahntrasse befindet sich auf der linken Seite das Eingangstor zum Scharfenturm.
Der Scharfenturm wird an besonderen Tagen (siehe Termine) durch die Kaiser Ruprecht Bruderschaft e. V. für die Öffentlichkeit geöffnet.